Drama im kleinen EM-Finale: Platz 5 für Österreich

Mit einer emotionalen Teamleistung sorgten Oberösterreichs Karateka bei der EKF-Europameisterschaft in Jerewan (Armenien) für einen denkwürdigen Auftritt: Lejla Topalovic und Lora Ziller kämpften mit dem österreichischen Damen-Kumite-Team beherzt um eine Medaille – am Ende fehlten wenige Punkte zu Bronze.

Zum Auftakt dieser Europameisterschaft präsentierte sich Lejla Topalovic im Einzelbewerb der Gewichtsklasse bis 61 kg in beeindruckender Verfassung. Mit zwei souveränen Siegen gegen Georgien und Zypern stand sie im Viertelfinale, wo sie gegen die Rumänin Malauta keinen Treffer kassierte, aber durch Kampfrichterentscheid denkbar knapp ausschied – eine bittere Niederlage für die Vize-Europameisterin.

Auch Bettina Plank hatte sich viel vorgenommen. Für die Olympiadritte war Jerewan das erklärte Saisonziel, doch gleich in der ersten Runde endete der Medaillentraum nach einem intensiven Duell mit Lettlands Mihailova, das trotz starker Leistung und einem 3:3-Endstand durch Senshu-Vorteil an die Gegnerin ging.

Lora Ziller musste im Einzelbewerb der Klasse +68 kg bereits in Runde eins die Segel streichen, doch ihre wahre Stärke zeigte sie später in der entscheidenden Phase des Teambewerbs. Nach einer Auftaktniederlage gegen Titelfavorit Frankreich in der ersten Runde, kämpfte sich das österreichische Team mit Lora Ziller, Lejla Topalovic, Hanna Devigili (Vorarlberg) und Marina Vukovic (Salzburg) in der Trostrunde mit 2:0-Siegen über Rumänien und die Slowakei ins kleine Finale.

Dort kam es am Sonntagmorgen gegen Italien zu einem wahren Krimi: Alle drei Kämpfe endeten mit Punktegleichstand – Hanna Devigili mit 5:5 und Sieg durch Senshu, Lora Ziller mit 2:2 und Niederlage durch Senshu, Lejla Topalovic mit einem echten 1:1-Unentschieden.

Nach einer Regeländerung im November 2024, die jedoch vom Weltverband nicht offiziell an die nationalen Verbände weitergegeben wurde, werden im Falle eines Gleichstandes zunächst die Zahl der Siege und dann die Zahl der erzielten Punkte herangezogen. Beides stand mit 1:1 Siegen und 8:8 Punkten ebenfalls unentschieden – damit war nach der neuen Regel ein zusätzlicher Entscheidungskampf notwendig. Dies war jedoch weder dem österreichischen, noch dem italienischen Team bekannt und so jubelten die Österreicherinnen über das vermeintlich erste Team-EM-Bronze seit 2015. Auch Italien gratulierte zur Bronzemedaille.

Offenbar wurde das italienische Team jedoch einige Zeit später über die Regeländerung informiert und brachte einen offiziellen Protest ein, dem nach längeren Diskussionen stattgegeben wurde. Dies bedeutete, dass nach einer Zeitverzögerung von fast 2 Stunden Lejla Topalovic erneut auf die Matte treten musste.

In einem hochspannenden Duell, das bis zuletzt offen blieb, unterlag sie schließlich mit 2:6. Damit ging Bronze doch noch an Italien, Österreich belegte am Ende Platz 5 – ein starkes Ergebnis für das Team, das mit Kampfgeist, Zusammenhalt und mentaler Stärke über sich hinausgewachsen war.

Während sich Topalovic und Ziller über starke Leistungen freuen durften, blieb Mykyta Hrihorashenko in der Klasse bis 75 Kilogramm bei seinem EM-Debüt zwar ohne Sieg, sammelte aber wertvolle internationale Erfahrung. Bitter verlief die EM hingegen für Andrej Tvrdon, der verletzungsbedingt kurzfristig absagen musste und in Armenien gar nicht antreten konnte.

Fotos: Martin Kremser, KarateInsights